Das Geschäftsjahr 2022
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wurde spürbar durch die Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine belastet. Hinzu kamen steigende Energie- und Rohstoffpreise, Lieferkettenstörungen, ein gravierender Fachkräftemangel und steigende Zinsen. Insbesondere die Inflationsrate erhöhte sich stark und belastete das Konsumumfeld.

In diesem sehr herausfordernden Umfeld zeigten sich die Volks- und Raiffeisenbanken wiederum als starke und zuverlässige Partner. Sie konnten ihr Kredit- und Einlagengeschäft erneut ausweiten.

Erfolgreicher Geschäftsverlauf in 2022
Das Geschäftsjahr der Raiffeisenbank Oberes Gäu eG war sehr erfolgreich. Dabei war das Kundengeschäft wieder von einer dynamischen Entwicklung geprägt. Insgesamt stieg das betreute Kundenvolumen um 24 Mio. € auf 607 Mio. €. Die Bilanzsumme stieg von 239 Mio. € auf 262 Mio. €. Mit der Entwicklung sind wir zufrieden.

Mitglieder – eine starke Gemeinschaft
Die Mitgliedschaft bei unserer Genossenschaft ist etwas Besonderes. Die Mitglieder sind Kunden und gleichzeitig Eigentümer ihrer Bank. Diese Konstellation ist einzigartig.

135 neue Mitglieder sind letztes Jahr beigetreten. Somit waren zum Jahresende 5.028 Personen Eigentümer der Bank. Die Möglichkeit unserer Mitglieder, die Anzahl der Geschäftsanteile auf 10 zu erhöhen, wurde aktiv wahrgenommen. Die Anteile nahmen um 3.418 zu, was eine gute Stärkung unserer Eigenkapitalbasis bedeutet.

Kundeneinlagen
Die gute Entwicklung der Kundeneinlagen zeigt das Vertrauen unserer Kunden und Mitglieder. Dabei ist die ganzheitliche Betrachtung im Rahmen unserer genossenschaftlichen Beratung ein wichtiger Faktor. Durch eine gezielte Anlagestrategie kann man ein ausgewogenes Verhältnis von Rendite und Risiko erreichen. Gerade in dynamischen Zeiten und volatilen Märkten ist dies von großer Bedeutung.

Die bilanziellen Kundeneinlagen erhöhten sich um 15,6 Mio. € auf 195,0 Mio. €. Die Einlagen bei unseren Verbundpartnern und in Wertpapieranlagen reduzierten sich insbesondere aufgrund der Marktentwicklungen dagegen um 4,9 %.

Kreditgeschäft
Das Kreditgeschäft und dabei insbesondere der Wohnungsbau stellen einen Schwerpunkt unseres Geschäftsmodells dar. Die Kreditvergaben konnten im abgelaufenen Jahr wiederum gesteigert werden. Gleichwohl war im 2. Halbjahr eine Abschwächung der Kreditnachfrage aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus und der gestiegenen Baupreise zu vermerken. Die Kundenkredite erhöhten sich 2022 um 10,7 % auf 198 Mio. €. Die Bestände an vermittelten Darlehen an die Münchener Hypothekenbank und die DZ Hyp erhöhten sich um 36 % oder 24,8 Mio. €.

Neben Wohnbauvorhaben finanzierten wir auch zahlreiche Investitionen unserer Firmen- und Gewerbekunden sowie Landwirten. Unsere Kunden profitieren dabei von der Expertise unserer Berater im Bereich der Förderdarlehen.

Ertragslage – Vermögenslage – Finanzlage
Mit der Ertragslage sind wir zufrieden. Der Zinsüberschuss erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 8,7 %. Dabei war die Erhöhung des verzinslichen Volumens bei den langfristigen Darlehen für die Steigerung des Zinsertrags maßgeblich. Der Aufwand für Negativzinsen bei unserer Zentralbank war durch die Zinsentwicklung auch deutlich geringer.

Das Vermittlungsgeschäft entwickelte sich weiter positiv. Zwar war der Provisionsüberschuss absolut etwas geringer als im Vorjahr, dennoch ist das Ergebnis sehr gut. Der Erfolg basiert auf der nachhaltigen und ganzheitlichen Beratung unserer Mitglieder und Kunden.

Besonders positiv haben sich dabei die Kreditvermittlungen an unsere Hypothekenbanken, das Bauspargeschäft und der Zahlungsverkehr entwickelt. Besonders freut uns die Auszeichnung unserer Raiffeisenbank durch die Münchener Hypothekenbank. Zum zweiten Mal in Folge belegten wir den 1. Platz in Baden-Württemberg. Ein toller Erfolg für unser Team.

Die Verwaltungsaufwendungen sind insbesondere durch tarifliche Erhöhungen beim Personalaufwand um 3,9 % gestiegen. Sie lagen im Planungskorridor. Das Teilbetriebsergebnis beträgt 1,9 Mio. €. Der Bewertungsaufwand für das Kreditgeschäft zeigt eine geordnete Risikolage. Die Kurswerte bei den Wertpapieren im Eigenbestand fielen wegen der gestiegenen Zinsen deutlich. Durch den Verkauf von Wertpapieren wurden diese Kursverluste teilweise realisiert, um das Kapital in höher verzinsliche Anlagen zu investieren. Dies führte zu einem Bewertungsaufwand von 0,5 Mio. €. Die Bewertung der Wertpapiere zum 31.12.2022 erfolgte nach dem gemilderten Niederstwertprinzip, wodurch Abschreibungen in Höhe von 0,6 Mio. € unterlassen wurden. Diese potenziellen Abschreibungen sind zinsinduziert und werden bis zur Fälligkeit der Wertpapiere aufgeholt.
Das Ergebnis ermöglicht die Stärkung unseres Eigenkapitals um 1,0 Mio. €. Den Zahlungsverpflichtungen ist die Bank jederzeit nachgekommen. Die Vermögens- und Finanzlage sind geordnet.

Gewinnverwendung und Dividende
Unser Erfolg ist der Erfolg der Mitglieder. Daher freuen wir uns, die Eigentümer der Raiffeisenbank am Gewinn zu beteiligen. Für das Geschäftsjahr 2022 beträgt der Jahresüberschuss 662.037,35 €. Unter Einbeziehung des Gewinnvortrages von 1.017,25 € sieht der Gewinnverwendungsvorschlag die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 2 % (61.951,95 €), eine Zuweisung zu den Ergebnisrücklagen in Höhe von 200 T€ sowie einen Gewinnvortrag in Höhe von 401.102,65 € vor.

Ausblick – Fusion mit der Raiffeisenbank Mötzingen eG und der Volksbank Ammerbuch eG
Ihre Raiffeisenbank Oberes Gäu eG strebt die Verschmelzung mit der Raiffeisenbank Mötzingen eG und der Volksbank Ammerbuch eG an. Wir wollen unsere Kräfte zu einer neuen, starken und zukunftsfähigen Genossenschaftsbank – der Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu eG – bündeln. Wir sind überzeugt, die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam besser bewältigen zu können. Der Zusammenschluss ermöglicht uns, das Leistungsangebot zu erweitern und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Alle drei Banken zeichnen sich durch eine ausgeprägte Kundenorientierung und Marktpräsenz aus. Darüber sind wir uns einig: Die aktive Kundenbetreuung und die Präsenz vor Ort sind auch in Zukunft die elementaren Eckpfeiler unseres Geschäftsmodells. Wir wollen gemeinsam die Zukunft zum Wohl und Erfolg unserer Mitglieder und Kunden gestalten.

Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit
Wir danken unseren Mitgliedern, Kunden und Geschäftspartnern für das große Vertrauen und die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Gerade in herausfordernden Zeiten sind Nähe, Verlässlichkeit und Verantwortung die Grundpfeiler einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Unseren Aufsichtsratsmitgliedern danken wir für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit. In zahlreichen Sitzungen hat der Aufsichtsrat über die geplante Verschmelzung beraten. Dabei wurden die Interessen der Mitglieder und die Zukunftsfähigkeit der Bank in den Mittelpunkt gestellt. Der Aufsichtsrat befürwortet die Verschmelzung mit der Raiffeisenbank Mötzingen eG und der Volksbank Ammerbuch eG einstimmig. Für dieses klare Votum und die engagierte Begleitung des Fusionsprozesses danken wir.

Ein großer Dank gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der geschäftliche Erfolg ist ein Verdienst des engagierten und kompetenten Einsatzes für unsere Kunden und Mitglieder.

Bericht des Aufsichtsrates
Der Aufsichtsrat hat im Berichtsjahr die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben erfüllt. Er nahm seine Überwachungsfunktion wahr und traf die in seinen Zuständigkeits­bereich fallenden Beschlüsse, dies beinhaltet auch die Befassung mit der Prüfung nach § 53 GenG.

Der Vorstand informierte den Aufsichtsrat in regelmäßig stattfindenden Sitzungen über die Geschäftsentwicklung, die Vermögens‑, Finanz‑ und Ertragslage, die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie über besondere Ereignisse. Darüber hinaus stand die Aufsichtsratsvorsitzende in einem engen Informations‑ und Gedankenaustausch mit dem Vorstand.

Der vorliegende Jahresabschluss 2022 mit Lagebericht wurde vom Baden‑Württembergischen Genossenschaftsverband e. V. geprüft. Über das Prüfungsergebnis wird in der Generalversammlung berichtet.

Den Jahresabschluss, den Lagebericht und den Vorschlag für die Verwen­dung des Jahres­über­schusses hat der Aufsichtsrat geprüft und in Ordnung befunden. Der Vorschlag für die Verwen­dung des Jahres­über­schusses ‑ unter Einbeziehung des Gewinnvortrages ‑ entspricht den Vorschriften der Satzung.

Darüber hinaus hat der Aufsichtsrat die Unabhängigkeit des Abschlussprüfers überwacht. Gegenstand der Überprüfung war insbesondere, dass keine verbotenen sogenannten Nichtprüfungsleistungen von Personen, die das Ergebnis der Prüfung beeinflussen können, erbracht wurden. Bei zulässigen sogenannten Nichtprüfungsleistungen lagen die erforderlichen Genehmigungen des Aufsichtsrats vor.

Der Aufsichtsrat empfiehlt der Generalversammlung, den vom Vorstand vorgelegten Jahresabschluss festzustellen.

Die Feststellung des Jahresabschlusses zum 31.12.2022 und die Beschlussfassung über die Verwendung des Jahresüberschusses erfolgt durch die Generalversammlung am 7. Juli 2023.

Durch Ablauf der Wahlzeit scheiden in diesem Jahr Frau Sandra Rubach, Herr Martin Speiser sowie Herr Hans-Peter Ruckgaber aus dem Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Oberes Gäu eG aus. Die Wiederwahl der ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsrates ist zulässig und wird vom Aufsichtsrat unterstützt.

Der Aufsichtsrat hat sich im Berichtsjahr und im laufenden Geschäftsjahr intensiv mit der beabsichtigten Verschmelzung mit der Volksbank Ammerbuch eG und mit der Raiffeisenbank Mötzingen eG befasst. Er steht geschlossen hinter dieser Verschmelzung und empfiehlt der Generalversammlung, der Verschmelzung zuzustimmen. Wenn die Generalversammlung dieser Empfehlung folgt, werden sechs Mitglieder aus dem Kreis unserer bisherigen Aufsichtsratsmitglieder zur Wahl in den Aufsichtsrat der vereinigten Volksbank Raiffeisenbank AmmerGäu eG nominiert.

Der Aufsichtsrat spricht dem Vorstand und den Mitarbeitern Dank für die geleistete Arbeit aus.

Rottenburg-Ergenzingen, 23.05.2023

Der Aufsichtsrat

Carmen Hess

Vorsitzende